Mittwoch, August 16, 2006

Israels verlorener Krieg

Lebanon orders army south

Israel galt bislang als die unbestrittene Vormacht im Nahen Osten, eine regionale Supermacht, deren schlagkräftige Armee technologisch durchaus auf einer Stufe mit den amerikanischen Streitkräften steht. Bis heute blieb das Land in vielen Kriegen mit den arabischen Nachbarn unbesiegt, nicht zuletzt auch, weil man die Stellung als alleinige Atommacht in der Region erfolgreich verteidigen konnte. Der jetzige Rückzug der Streitkräfte aus dem Libanon und damit die Umsetzung der UN-Resolution 1701 kann man mit Bedauern als erste militärische Niederlage Israels verstehen. Daß es der israelischen Regierung nicht gelungen ist, der Hizbullah eine entscheidende Niederlage beizufügen, hat mehrere Gründe. Zum einen ist der israelische Ministerpräsident Olmert allzu leichtfertig auf eine Provokation der Miliz eingegangen, die sich mit der Entführung zweier israelischer Soldaten in Szene setzen wollte. Ohne erkennbare Zielsetzung rechtfertigte man den Einmarsch in den Libanon zunächst damit, daß man den einsetzenden massiven Beschuß mit Raketen unterbinden wolle. Als das Trommelfeuer der Katjuscha-Raketen im Laufe der Auseinandersetzung eher zu- als abnahm, setze sich die israelische Regierung ein neues Ziel, nämlich die Hizbullah vollständig zu zerschlagen und zumindest in den Norden zurückzudrängen. Damit ist der militärisch unerfahrene Olmert in eine Falle getappt, wie auch vor ihm schon die Vereinigten Staaten im Irak. Einen Guerilla-Krieg gewinnt man eben nicht mit massiven Bombardements aus der Luft, die im Zweifelsfall für schlechte Publicity sorgen. Ohne eine realistische Zielsetzung wird man in einem solchen Abnutzungskrieg zum Gejagten. Die Hizbullah hat Taktiken eingesetzt, die an diejenigen der Aufständischem im Irak erinnern, und Israel hat mit seiner konventionellen Vorgehensweise viel Lehrgeld bezahlen müssen. So viel Verständnis man gerade auch aus europäischer Sicht für eine auch auf Gewalt setzende Eindämmungsstrategie der Israelis aufbringen möchte, eine dauerhafte Schwächung der Hizbullah als Staat im Staate wird man nur im Bündnis mit innerlibanesischen Kräften erreichen können. Gerade darauf sollten auch die Friedensbringer aus Europa im Bündnis mit den Vereinten Nationen setzen. Eine kalte Front allein wird keinen nachhaltigen Frieden bringen. Nur ein Libanon, in dem das Gewaltmonopol vom Staate ausgeht und der in demokratischer Weise regiert wird, kann zu einem echten Partner Israels heranwachsen. Dies ist schon einmal mit Ägypten, wenngleich unter anderen Voraussetzungen, gelungen, warum sollte das nicht auch mit dem nördlichen Nachbarn möglich sein.

Posted by bo at 22:04
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